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05. Mai

LdE-Jahrestagung: „Schule der Kinder – Schule der Zukunft!“

Das Thema der Jahrestagung war in diesem Jahr aktueller denn je: Wie kann eine “Schule der Zukunft” Kinder und Jugendliche dabei unterstützen, sich zu selbständigen und verantwortungsbewussten Persönlichkeiten zu entwickeln, die Verantwortung für
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05.05.2017

LdE-Jahrestagung: „Schule der Kinder – Schule der Zukunft!“

Das Thema der Jahrestagung war in diesem Jahr aktueller denn je: Wie kann eine “Schule der Zukunft” Kinder und Jugendliche dabei unterstützen, sich zu selbständigen und verantwortungsbewussten Persönlichkeiten zu entwickeln, die Verantwortung für sich selbst und eine demokratische Zukunft übernehmen?
Fünf Schulen erhielten den ersten Preis "Lernen durch Engagement an Schulen" (Foto: Stiftung Lernen durch Engagement/Marius Klemm)
120 Teilnehmer*innen präsentierten, diskutierten und reflektierten vom 3.-5. Mai 2017 im Kardinal-Schule-Haus in Bensberg bei Köln in unterschiedlichen Workshops und Themenforen Schwerpunkte ihrer pädagogischen Arbeit und entwarfen im kreativen Austausch ihre Visionen von einer "Schule der Zukunft" mit Lernen durch Engagement. Den vielen Akteuren des stetig wachsenden und aktiven bundesweiten Netzwerks aus LdE-Schulen, LdE-Kompetenzzentren, LdE-Schulbegleiter*innen und anderen Partnern boten die sechs Themenworkshops nicht nur die Möglichkeit, neue thematische Impulse zu gewinnen – sie konnten gleichzeitig ihre methodischen Kompetenzen erweitern und konkrete Vorhaben für die Praxis erproben:

* Mit Service-Learning einsteigen – Wie plane ich mein LdE-Vorhaben?
* Mit abwechslungsreichen Methoden mein LdE-Vorhaben (neu) bereichern
* „Thinking outside the box“– Die Schule des 21. Jahrhunderts
* Schule der Zukunft – Schule der Vielfalt: Lernen durch Engagement & Migration
* Menschenrechtsbildung mit Lernen durch Engagement
* Lernen durch Engagement und Kinderrechte

Mit Blick auf das Tagungsthema wurde in den Workshops deutlich: Lernen durch Engagement stärkt allgemeine Lebenskompetenzen und setzt Kinderrechte direkt um. Als Lehr- und Lernform bietet LdE Kindern und Jugendlichen Anlässe, ihre Fragen zu stellen, diese mit Wissen zu bereichern, sich eine Meinung zu bilden und selbst aktiv zu werden. Eine solche "Schule der Kinder" ist die Schule der Zukunft.

Praxisbeispiele zeigen, wie und wo Lernen durch Engagement wirkt

Welchen wichtigen Beitrag Lernen durch Engagement im Kontext aktueller und zukünftiger gesellschaftlicher Herausforderungen aber auch ganz konkret vor Ort, in einer Gemeinde, einer Schule, einer Lerngruppe leisten kann und bereits leistet, zeigten insbesondere die zahlreichen Praxisbeispiele der LdE-Netzwerkschulen, die im Plenum, in der Projektmesse und beim Kino-Abend vorgestellt wurden: Ein ganz besonderes Vorhaben hat Daniela Schmitz-Weger, Lehrerin der Ernst-Reuter-Schule II in Frankfurt am Main, mit ihren Schüler*innen gewagt. In dem Projekt "Begegnungen zwischen Himmel und Erde" setzen sich Schüler*innen des 10. Jahrgangs in einem Wahlpflichtkurs mit den Themen Leben, Tod und Sterben auseinander und engagieren sich einmal wöchentlich in einem Palliativzentrum in unterschiedlichen Bereichen für und mit Patient*innen. Beeindruckend dabei ist, mit welchem hohen Engagement und großem Verantwortungsgefühl die Jugendlichen das Projekt nicht nur initiiert, sondern nunmehr im dritten Jahr umsetzen. Die Präsentation hat bei vielen Teilnehmer*innen der Jahrestagung tiefen Eindruck hinterlassen und gezeigt, dass LdE-Projekte den Anlass geben können, auch scheinbar sensible Themen aufzugreifen und mit curricularen Inhalten zu verbinden.

Wie in einem Wahlpflichtkurs "Lernen durch Engagement" direkte Partizipation von Jugendlichen umgesetzt werden kann, stellten zwei Schüler des Gymnasiums Hoheluft (Hamburg) mit ihrem Lehrer Sören-Kristian Berger sehr anschaulich mit dem Projekt "Eimsbüttel 2040 – Weiter wachsen aber wie?" vor. Die Schüler*innen der 8. Klasse beschäftigten sich mit Prozessen der Stadtentwicklung und engagierten sich für die zukünftige Entwicklung ihres Stadtteils, indem sie sich mit einer selbstentwickelten Storymap direkt am Stadtplanungsverfahren beteiligten. Das Projekt ist ein schönes Beispiel dafür, wie fachliche Inhalte (hier aus dem Fach Geografie) mit konkreten Engagementerfahrungen verbunden werden können. Die von den Schüler*innen im Bezirksamt präsentierten Ergebnisse des LdE-Projektes werden bei der Umgestaltung Eimsbüttels berücksichtigt.

Genau hierin liegt die große Bedeutung von Lernen durch Engagement für die Gestaltung von Kinderrechten, wie sie Prof. Lothar Krappmann (ehemals Max-Planck-Institut für Bildungsforschung Berlin) und Jürgen Gerdes (Pädagogische Hochschule Freiburg) forderten. Ihre Vorträge vermittelten wichtige inhaltliche Impulse und Denkanstöße. So verwies Lothar Krappmann mit Nachdruck auf die Verantwortung des Bildungswesens für die Umsetzung von kinderrechtskonformen Bildungszielen. Gemeint ist damit nicht nur die Vermittlung von Wissen über konkrete Bildungsrechte, sondern die Förderung einer Lernkultur, die Kinder "befähigt, ein gutes Leben zu führen" (Krappmann). Daran schlossen die Ausführungen von Jürgen Gerdes an: Die Stärkung von Life Skills, wie Selbstkompetenz, interpersonale und soziale Kompetenz sowie Demokratiekompetenz bei Kindern und Jugendlichen seien unabdingbare Voraussetzung für den Erhalt einer leistungsfähigen und demokratischen Gesellschaft.

Beide Redner hoben hervor, dass nachhaltige Bildungsziele, wie der Erwerb von Lebenskompetenzen, von jungen Menschen nur umgesetzt werden können, wenn eine fördernde Lernumgebung und eine qualitätsvolle Begleitung gegeben sind. "Lernen durch Engagement muss daher zum offiziell anerkannten Auftrag unserer Bildungsstätten gehören." (Krappmann). Eine Forderung, die während der Tagung mehrfach laut wurde: "Wir brauchen," so hieß es von einem Teilnehmer aus Hamburg, "ein konsequentes Umdenken auf bildungspolitischer Ebene".

Erstmals Preise für "Lernen durch Engagement an Schulen" verliehen

Einen Höhepunkt der Veranstaltung bildete die Verleihung der Preise für "Lernen durch Engagement an Schulen", die in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben wurden. Gefördert von der Dr. Jürgen Rembold Stiftung zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements wurden fünf beispielhafte Lernen-durch-Engagement-Projekte ausgezeichnet, die mit ihrer qualitätsvollen Umsetzung besonders überzeugten:

# Preis: Projekt "Begegnungen zwischen Himmel und Erde" (Ernst Reuter-Schule II, Frankfurt a. Main)
# Preis: "Lebenswelt wird Campusprojekt" (Christian-Wolff-Gymnasium, Halle/Saale)
# Preis: Projekt "Flensburg kostenlos erleben" (Kurt-Tucholsky-Schule, Flensburg)
# Preis: Projekt "Service-Learning in der Oberstufe" (Freie Montessori Schule Landau)
# Preis: "Tatkräftig" (Förderschule Miteinander, Wefensleben)

In seiner Laudatio betonte Dr. Jürgen Rembold die große Bedeutung von Lernen durch Engagement insbesondere im Hinblick auf die Persönlichkeitsentwicklung und berufliche Kompetenzbildung junger Menschen.

Der Preis wird zu einer festen Institution der Stiftung Lernen durch Engagement werden. Die nächste Verleihung findet im April 2018 statt.

Die Jahrestagung verfolgt das Ziel, voneinander und miteinander zu lernen und Qualität gemeinsam zu vertiefen und mitzunehmen für die eigene Praxis vor Ort. Dank vieler engagierter Netzwerkpartner*innen und Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis konnten viele (neue) Teilnehmer*innen von der produktiven Atmosphäre dieser besonderen Netzwerkveranstaltung profitieren. Neben dem inspirierenden Austausch gab es in diesem Jahr noch ein besonderes Ereignis zu feiern. Mit Kölsch und Torte wurde auf die erfolgreiche Ausgründung der "Stiftung Lernen durch Engagement" angestoßen.

Wir freuen uns bereits auf das nächste Zusammenkommen zur LdE-Jahrestagung, die vom 25.-27. April 2018 in Bensberg stattfinden wird!