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01. Juli

Musik-Welten zum 5. Mal in Mannheim

Am 01.07.2018 fand zum fünften Mal das "musikalische Picknick" auf dem Neumarkt in der Neckarstadt-West statt. Hochsommerlichen Temperaturen und Fußball-WM zum Trotz ließen sich viele das Konzert der ganz besonderen Art nicht entgehen.
Indische Klänge, elektronische Vibes, Klassik und Volksliedgut aus aller Welt in einem einzigen Konzert? Für manche kaum ...weiterlesen
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01.07.2018

Musik-Welten zum 5. Mal in Mannheim

Am 01.07.2018 fand zum fünften Mal das "musikalische Picknick" auf dem Neumarkt in der Neckarstadt-West statt. Hochsommerlichen Temperaturen und Fußball-WM zum Trotz ließen sich viele das Konzert der ganz besonderen Art nicht entgehen.
Foto: COMMUNITYartCENTERmannheim
Indische Klänge, elektronische Vibes, Klassik und Volksliedgut aus aller Welt in einem einzigen Konzert? Für manche kaum vorstellbar, ist diese Kombination das Erfolgsgeheimnis von Musik-Welten. Dem Festival unter der Leitung von Mike Rausch und Annette Dorothea Weber vom COMMUNITYartCENTERmannheim gelingt es alljährlich, nicht nur Künstler*innen ganz unterschiedlicher Genres und Herkunft aus der Neckarstadt-West zusammenzubringen, sondern auch Momente der Vergemeinschaftung unter den Bewohner*innen des Viertels zu schaffen. Wird die Neckarstadt-West ansonsten meistens mit sozialen Problemen und Schieflagen in Verbindung gebracht, rückt Musik-Welten das bemerkenswerte musikalische Potenzial des Viertels ins Licht. Inzwischen konnte sich das choreografierte Konzert – in seiner sommerlichen wie winterlichen Version - zu einer festen Instanz des Stadtteillebens etablieren.

Gemeinsam haben die teilnehmen Musiker*innen nur, dass sie fast allesamt in der Neckarstadt-West leben – und die nötige Offenheit mitbringen, sich auf dieses musikalische Abenteuer einzulassen. Einige der Ensembles und Künstler*innen beteiligen sich bereits seit mehreren Jahren oder sogar von Anfang an am Konzert, überraschen aber jedes Mal mit neuem Repertoire oder neuer Begleitung, wie zum Beispiel die Sängerin Barbara R. Grabowski, die dieses Jahr zusammen mit Brigitte Becker am Piano auftrat. Auch die Schüler*innen-Band der Marie-Curie-Schule gehört mit ihrem Leiter Markus Herrmann, zudem solo als Jamolectric vertreten, zu den "Urgesteinen" des Festivals – ist aber immer mit neuen jungen Sänger*innen besetzt. Das Publikum besonders in Bann zu ziehen gelingt stets der deutsch-indischen Band NeckarGanga, die klassische indische Musik mit Jazz, Rap und Rhythmen aus aller Welt zu mitreißenden und berührenden Klängen verschmelzen lässt. Zum spontanen Mitsingen verleitete der ebenfalls von Barbara R. Grabowski geleitete gemischte Männerchor 1879 Oppau mit eingängigem Pop und Volksliedern aus aller Welt, die Cellistinnen von Cellibration bildeten einen kontrastreichen Ruhepol mit ihren klassischen Stücken. Zum ersten Mal mit dabei waren Marcus Sprengler & Friends mit Global-Pop, Reggae und Worldbeats sowie die Band Neen mit rockigem Sound.

Das COMMUNITYartCENTERmannheim zeigt mit diesem besonderen musikalischen Erlebnis, das betont niedrigschwellig gehalten ist, in vielfacher Hinsicht, wie viel verbindendes Potenzial in Musik steckt, wenn nicht hohe Eintrittspreise, einseitige Kommunikationskanäle, exklusive Orte und strenge Dresscodes Ausschlussmechanismen schaffen. Musik-Welten verwandelt den zentralen Quartiersplatz, der ansonsten oft nur wenig zum Verweilen einlädt, in einen Ort der Begegnung für Alt und Jung, Reich und Arm – allein oder mit Partner*in, Familie, Freund*innen. Manche verweilen nur einige Minuten, manche lauschen dem gesamten Konzert, um danach noch mit den Musiker*innen und der einen oder anderen (Zufalls-)Bekanntschaft ins Gespräch zu kommen.

Ein besonderes Highlight kam in diesem Jahr zum Schluss: Völlig frei improvisiert ließen die beteiligten Künstler*innen als Zugabe ein mitreißendes Unikat entstehen und stellten so ihre Kreativität, ihr Können und ihre musikalische Kommunikationsfähigkeit unter Beweis. Wenn wir uns daran, was hier musikalisch im Kleinen so selbstverständlich möglich ist, im täglichen Zusammenleben ein Beispiel nehmen würden, wären doch Debatten um "Integration" oder gar "Leitkultur" längst hinfällig?

Zusammen mit der Stadt Mannheim, der Heinrich-Vetter-Stiftung, der BT Spickschen Stiftung und den Open Society Foundations unterstützt die Freudenberg Stiftung das COMMUNITYartCENTERmannheim seit seiner Gründung im Jahr 2012.