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15. Februar

Musikalisches Highlight in der Neckarstadt-West

Wenn ein Zusammenspiel aus orientalischen Klängen, elektronischen Beats und klassischem Gesang in der Diakoniekirche Luther erklingt, taucht die Neckarstadt-West ein in ungekannte Musik-Welten: Wie jedes Jahr im Winter veranstaltete das
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15.02.2020

Musikalisches Highlight in der Neckarstadt-West

Wenn ein Zusammenspiel aus orientalischen Klängen, elektronischen Beats und klassischem Gesang in der Diakoniekirche Luther erklingt, taucht die Neckarstadt-West ein in ungekannte Musik-Welten: Wie jedes Jahr im Winter veranstaltete das COMMUNITYartCENTERmannheim am 15. und 16. Februar 2020 das choreografierte Konzert unter der Leitung von Mike Rausch und Annette Dorothea Weber.
Foto: COMMUNITYartCENTERmannheim
Grenzen und Gegensätze aufzulösen - zwischen unterschiedlichen musikalischen Stilen und Traditionen, Menschen, Stimmungen, Sinneseindrücken - ist das zentrale Motiv des choreografierten Konzerts. Die Botschaft, dass zusammenpasst, was vermeintlich nicht zusammengehört, und dass daraus Größeres entstehen kann, wird für das Publikum nicht als rationale Argumentation, sondern als ergreifendes musikalisches und visuelles Erlebnis erfahrbar.

Rund 30 verschiedene Solokünstler*innen und Ensembles gestalteten das Konzert. Zu ihnen gehörten instrumentale Soli von Saxofon (Steffen Dix), Orgel (Wolfram Sauer), Percussions (Kasia Kadlubowska, Peter Hinz, Michele Ciccimarra) oder Drums (Dominik Fürstenberger) sowie Chor- und Solostimmen von Barabara R. Grabowski, Ingo Wackelhut, Emmerich Pilz, den Kurpfälzer Madrigalisten und dem Gemischten Männerchor 1879 Oppau. Güldeste Mamaç (Violine) und Hozan Temburwan (Baglawan) vereinten auf beeindruckende Weise Vocals und Instrumentalspiel.

Wie getrieben wirkten die anfänglichen Percussion-Arrangements, bald abgelöst von klassischen Liedern von Franz Schubert und Robert Schumann. Der liturgische Gesang Ubi Caritas vermittelte wie Hozan Temburwans kurdisches "Hoy-Nare" Schwere und Tiefe, Leichtigkeit und Übermut das Chorstück "Firefly" (Andy Beck). Die elektronischen Arrangements von Markus Herrmann und die sprachliche Improvisation von Dominik Fürstenberger, Peter Hinz und Michele Ciccimarra zeigten, dass nicht nur verschiedene musikalische Stile und Stimmungen fließend ineinander übergehen, sondern sich auch nicht eindeutig abgrenzen lässt, wann aus Sprechen Musizieren und aus Geräuschen Klänge werden.

Den Raum der Kirche nahmen die Musiker*innen in seiner Gänze ein. Sie bewegten sich dynamisch aufeinander zu und begannen den musikalischen Dialog von ganz unterschiedlichen Stellen aus. So war auch das Publikum gezwungen, nicht in frontalem Tunnelblick zu verharren, sondern den Kopf mal hierhin, mal dorthin zu wenden. Was die Musik und die Choreografie vermittelten, nämlich dass verschiedene Kulturen und Religionen mehr vereint als trennt und sie sich in ihren Unterschieden komplementär ergänzen können, zeigten auch die begleitenden Lichtinstallationen, die abstrahierte Symbole der Weltreligionen und Zeichen aus Mathematik und Astronomie wechselseitig ineinander auflösten.

An beiden Abenden war die Diakoniekirche bis auf den letzten Platz besetzt, erkennbar auch mit Menschen, die sonst den Weg dorthin vermutlich nicht finden. Das Format hat sich seit 2013 als Highlight des kulturellen Stadtteillebens etabliert und überrascht doch jedes Mal aufs Neue. Mit tosendem Applaus bedankte sich das Publikum für den wertschätzenden und inspirierenden Umgang mit seiner eigenen Vielfalt, der nicht auf den "Zeigefinger" setzt, sondern auf Empfindungen und Wahrheiten, die starre Grenzziehungen und Schwarz-Weiß-Denken überwinden.

Artikel zu Musik-Welten im Mannheimer Morgen hier
Beitrag zu Musik-Welten des Rhein-Neckar-Fernsehen hier


Zusammen mit der Stadt Mannheim, der Heinrich-Vetter-Stiftung, der BT Spickschen Stiftung und den Open Society Foundations unterstützt die Freudenberg Stiftung das COMMUNITYartCENTERmannheim.