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27. März

Bleibt zärtlich – bleibt hoffnungsvoll! FRIEDENSGESPRÄCHE des Vereins Kunst & Demokratie auf der Area 1

Fischbach bei Dahn ist ein kleiner Ort nahe der französischen Grenze. "Meine Eltern haben immer wieder darüber gesprochen, wie sich im Zweiten Weltkrieg Nachbarn
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27.03.2022

Bleibt zärtlich – bleibt hoffnungsvoll! FRIEDENSGESPRÄCHE des Vereins Kunst & Demokratie auf der Area 1

Fischbach bei Dahn ist ein kleiner Ort nahe der französischen Grenze. "Meine Eltern haben immer wieder darüber gesprochen, wie sich im Zweiten Weltkrieg Nachbarn plötzlich bekämpfen sollten und wie unmöglich das für sie war, und das kommt jetzt wieder hoch", so ein Besucher bei den FRIEDENSGESPRÄCHEN auf dem Gelände der Area 1. Die Area 1 bei Fischbach ist ein 17 Hektar großes ehemaliges Militärgelände der US-amerikanischen Streitkräfte, auf dem zwischen 1970 bis 1991 atomare Massenvernichtungswaffen gelagert waren.
Foto: Kunst & Demokratie e. V.
Die Performerin Annette Dorothea Weber, der Trompeter Johannes Stange, die Sängerin Jutta Gückel und der Sound-Designer Mike Rausch haben zu diesen FRIEDENSGESPRÄCHEN eingeladen. Angesichts des Krieges in der Ukraine wollten die Künstler*innen einen musikalisch-poetischen Moment schaffen und mit den Besucher*innen über deren Gefühle und Wahrnehmungen sprechen. Zufällig Vorbeikommende und Eingeladene konnten ihre Ängste, ihre Ohnmacht, ihre Trauer und ihre Wut zum Ausdruck bringen. Das Motiv zu dieser Einladung war, einen Raum zu bieten, nicht innerlich hart zu werden und im Austausch miteinander zu bleiben angesichts dieser Gewalt.

Der Einladung gefolgt sind Ausflügler*innen und eine große Gruppe von Menschen, die erst vor kurzem aus der Ukraine nach Deutschland geflohen sind. Durch eine enge Verbindung mit der Adventsgemeinde sind sie im benachbarten Ludwigswinkel gelandet. Der ehrenamtliche Bürgermeister und engagierte Bewohner*innen versuchen, den erschöpften Menschen Momente des Ausruhens und des Anschlussfindens zu ermöglichen. Als die Gruppe ankommt, singt Jutta Gückel – von Johannes Stange an der Trompete begleitet – gerade das Lied "Take my hand precious Lord", das bei Martin Luther Kings Beerdigung gesungen worden ist.

Eine aus Kiew geflüchtete Lehrerin folgt der Einladung von Annette Dorothea Weber, sich zu setzen und über ihre Gefühle zu sprechen. "Gestern hat mich meine Mutter angerufen und mir berichtet, dass in ihrer Stadt nur noch zwei Häuser stehen." Sie selbst möchte am liebsten hier bleiben, im Wald und in der Natur, aber sie weiß, dass sie wegen ihres 17-jährigen Sohns in eine Stadt gehen wird, damit er dort eine Schule besuchen kann. Zu jedem Gespräch zeichnet die Performerin eine Skizze über einen zentralen Moment im Austausch und gibt sie den jeweiligen Gesprächspartner*innen mit. "Never forget" steht im Schriftzug der Fahne, die der kleine Mensch in dieser Zeichnung hochhält.

Kinder, alte Menschen und ein kleiner Hund gehören zu der Gruppe. Eine ältere Frau setzt sich in den Schatten und strickt Strümpfe in den Farben ihres Heimatlandes: blau-gelb. Sie ist mit ihrer Tochter und den Enkelkindern aus einem Dorf in der Nähe von Mariupol mit einem Zwischenhalt bei Verwandten in Polen nach Deutschland geflohen. Hoffnung gibt ihr, dass sie an Gott glaubt, der ihr und ihrer Familie helfen möge. Hoffnung ist ein zentrales Motiv der FRIEDENSGESPRÄCHE: Auf der Kleidung der Performerin ist ein Ausspruch des Philosophen Ernst Bloch zu lesen: Es kommt darauf an das Hoffen zu lernen.

Ein Einheimischer setzt sich an den Friedenstisch und schüttet sein Herz aus: "Ich kann nur einmal am Tag Nachrichten hören, sonst halte ich das nicht aus. Ich bin wie ein Schwamm, sauge Stimmungen und Informationen in mich auf, und muss sehr achtgeben, dass mich das nicht von innen zermürbt." Er versucht zu helfen, wo er kann. In seinem Ort sind schon erste Verbindungen entstanden.

Aus dem Inneren des Bunkers ertönen Vogelstimmen und zunehmend ein am Klavier bearbeitetes, in verschiedenen Variationen wiederkehrendes Motiv, komponiert von Mike Rausch. Schön, brüchig, nachdenklich. Jürgen Rubeck, Vorsitzender des Vereins IG Area 1, hat diese Kunstaktion mit ermöglicht. Als ehemaliger "Kalter Krieger", wie er sich selbst bezeichnet, ist er jetzt wieder voller Sorgen. Eine andere Besucherin erzählt eine Parabel über das Im-Moment-Sein und Schöne-Augenblicke-Genießen-können trotz aller Gefahren um sie herum. In diesen krisenverdichteten Zeiten einen Moment der Begegnung, der Poesie und des Teilens von Sorgen und Hoffnungen zu erleben, erfreut sie auf ihrem Picknickstuhl unter einem Baum.

zum Film FRIEDENSGESPRÄCHE



Die Freudenberg Stiftung unterstützt Projekte des neu gegründeten Vereins Kunst & Demokratie e. V.