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01 März

Werkstattgespräch zur Praxisforschung in Ein Quadratkilometer Bildung

Am 1. – 2. März 2012 fand in Weinheim das erste Werkstattgespräch zum Thema „Was wollen und müssen wir wissen zur Praxisforschung in Ein Quadratkilometer Bildung?“ statt.
Mit den Werkstattgesprächen zum Quadratkilometer beabsichtigt die Stiftung, „Critical friends“ aus dem ...read more
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01/03/2012

Werkstattgespräch zur Praxisforschung in Ein Quadratkilometer Bildung

Am 1. – 2. März 2012 fand in Weinheim das erste Werkstattgespräch zum Thema „Was wollen und müssen wir wissen zur Praxisforschung in Ein Quadratkilometer Bildung?“ statt.
Mit den Werkstattgesprächen zum Quadratkilometer beabsichtigt die Stiftung, „Critical friends“ aus dem Wissenschaftsbereich zu gewinnen, um gemeinsam mit ihnen und den Praxispartnern vor Ort ein tragfähiges Praxisforschungsdesign für die jeweils unterschiedlichen Standorte von Ein Quadratkilometer Bildung und das Gesamtprogramm zu gewinnen.

Im Kontext des ersten Werkstattgesprächs wurde über die Rolle und Funktion von Wissenschaft im Kontext des Praxisentwicklungsprogramms Ein Quadratkilometer Bildung diskutiert. Hierfür stellten die Wissenschaft-Praxis-Tandems der Standorte Mannheim, Wuppertal und Berlin-Neukölln ihre lokal spezifischen Ansätze der wissenschaftlichen Beforschung vor und formulierten Fragen an die fünf geladenen externen WissenschaftlerInnen. Die bereits vorhandenen internen und externen Reflexions- und Beobachtungsformen des jeweiligen Standorts wurden im Anschluss diskutiert.

Aus Sicht der WissenschaftlerInnen lassen es die Bündel an Maßnahmen in 1km2 Bildung wissenschaftlich nicht zu, den Erfolg/Misserfolg auf das Programm 1km2 Bildung zurückzuführen. Wollte man evaluieren, müsste man daher die Interventionsmaßnahmen einzeln abgreifen.
Eine wissenschaftliche Begleitung in 1km2 Bildung könne aber gut als Beobachtungsinstrument fungieren und helfen herauszufinden, was in Schule und Kita passiert und Anhaltspunkte für System- und Praxisveränderungen vor Ort bieten, schulische Prozesse in Gang bringen, Themen sprachfähig machen, Trends z.B. im Hinblick auf Bildungsentscheidungen der Kinder feststellen und insgesamt zu einem positiven Praxisentwicklungsprozess im Sinne von Kein Kind soll verloren gehen beitragen. Dafür wäre eine gesicherte Basisdatenerhebung an jedem Standort sinnvoll, um eine datengestützte Rückkopplung an Schule und Kita zu gewährleisten und über die Zahlen Reflexionsprozesse anzustoßen. Somit sei Wissenschaft unabhängig von den pädagogischen Maßnahmen bereits eine Intervention, die für sich stehe und Einfluss auf den Prozessverlauf habe. Daher sollte Wissenschaft als Teil der Praxis verstanden werden. Hierfür sei es sinnvoll, bei der Einbindung einer wissenschaftlichen Begleitforschung frühzeitig eine Verabredung zwischen Schule, Kita, Pädagogischer Werkstatt und Steuerungsebene zu treffen und einen pragmatischen Umgang mit Wissenschaft zu pflegen, das Beziehungen im Netzwerk von 1km2 Bildung positiv verstärkt und Vertrauen stiftet. Daher müsse man im Programm 1km2 Bildung das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Praxis, weniger als hierarchisches, sondern vielmehr als ein sich ergänzendes und wechselseitiges betrachten, das im Kern die Aufgabe hat, alle Kinder in den Blick zu nehmen, damit der Förderbedarf für jedes einzelne Kind festgestellt werden kann.
Das Werkstattgespräch hat darüber hinaus gezeigt, dass sich die Handelnden im Programm Ein Quadratkilometer Bildung auch als Forschungsgemeinschaft definieren können.
Zum Abschluss des ersten Werkstattgesprächs zu diesem Thema wurde seitens der Projektleitungen der verschiedenen 1km2 Bildung Standorte neben der Bekräftigung des Wunsches nach einer wissenschaftlichen Prozessbegleitung, auch der Wunsch nach Referenztheorien zu der Frage geäußert, was Kinder und Jugendliche brauchen, damit sie bestmöglich im Quartier aufwachsen und wie man das am Standort jeweils überprüfen kann.
Abschließend wurde festgestellt, dass sich das Programm 1km2 Bildung aufgrund seiner langen Laufzeit von 10 Jahren sehr gut als Praxiskontext für Wissenschaft eigne. Die Öffnung einzelner Standorte von 1km2 Bildung als für Wissenschaftsnetzwerke könne daher befruchtend im Hinblick auf den Entwicklungsverlauf des jeweiligen Praxisforschungsprogramms wirken.

Am ersten Werkstattgespräch nahmen folgende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler teil:
* Prof. Dr. Charlotte Röhner, Bergische Universität Wuppertal
* Prof. Dr. Haci Halil Uslucan, Zentrum für Türkeistudien, Universität Essen
* PD Dr. Friedhelm Pfeiffer, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung
* Prof. Dr. Christian Spannagel, Pädagogische Hochschule Heidelberg
* Frau Dr. Eva Gronki-Jost, Vertretung von Prof. Dr. Oliver Dickhäusser, Universität Mannheim

Programm [PDF]