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03 Juli

Was machen wir mit unserem TraumA?

Ena liegt auf dem Boden, noch außer Atem. Der Waldboden ist feucht. Neben ihr liegt ihr kleiner Bruder. Sie hören, wie Granaten einschlagen. Um ihren kleinen Bruder zu beruhigen, sucht sie schnell zwei Stöckchen, lässt sie tanzen – Mambo – zu „I’ve
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03/07/2015

Was machen wir mit unserem TraumA?

Ena liegt auf dem Boden, noch außer Atem. Der Waldboden ist feucht. Neben ihr liegt ihr kleiner Bruder. Sie hören, wie Granaten einschlagen. Um ihren kleinen Bruder zu beruhigen, sucht sie schnell zwei Stöckchen, lässt sie tanzen – Mambo – zu „I’ve had the time of my life…“
Ena schaut gern Filme: Dirty Dancing, Indiana Jones, Star Wars. Sie liebt ihre Haustiere und geht gern zur Schule. Plötzlich, mit neun Jahren, endet ihre Kindheit, als im auseinanderfallenden Jugoslawien ein brutaler Krieg beginnt. Ena verstand ihn nicht – bis Männer den Vater verschleppten. Den Großvater erschlugen sie im Angesicht der Großmutter. Ena landete mit ihrer Oma, Mutter und dem kleinen Bruder im KZ. Gerüchte gingen um, man baue Gaskammern wie damals die Deutschen.

Was machen wir mit unserem TraumA?
erzählt die wahre Geschichte der aus Bosnien stammenden und heute in Mannheim lebenden Journalistin Ena Adamaralovic. Das Trauma ihrer Kindheit begleitet sie bis heute und steht stellvertretend für unzählige Kriegs- und Fluchtgeschichten. Etwa 100.000 Menschen wurden im Bosnienkrieg getötet, rund zwei Millionen intern vertrieben. Viele flohen – auch nach Deutschland. Vor 20 Jahre wurden die Kriegshandlungen mit den Daytoner Vertrag beendet.

In einer interaktiven Theater-Installation ließ das COMMUNITYartCENTERmannheim Enas Geschichte in Was machen wir mit unserem TraumA? leibhaftig werden. „Schleuser“ pferchten die Zuschauer/-innen zusammen, sortierten einzelne aus und kontrollierten ihre „Pässe“. Künstlerinnen und Künstler verschiedener Sparten schufen im Hochbunker in Mannheim Neckarstadt-West für die Zuschauer/-innen eine Atomsphäre, die die Erlebnisse von Enas Flucht erahnen ließ.

Das COMMUNITYartCENTERmannheim bringt Menschen über Kunst zusammen und in Dialog. Profikünstler/-innen verschiedener Sparten nehmen Themen und Probleme der Bewohner/-innen in ihre Kunst auf, machen Verborgenes sichtbar und helfen Vorurteile abzubauen. Die Freudenberg Stiftung unterstützt das COMMUNITYartCENTERmannheim seit seinen Anfängen 2012.

Regisseurin, Annette Dorothea Weber, im Interview zum Stück HIER

Eine Besprechung zu Was machen wir mit unserem TraumA?
auf morgenweb.de finden Sie HIER

Fotos: Juliane Gutschmidt, Annette Dorothea Weber