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20/06/2018
Überregionale Lernplattform 2018: Netzwerktreffen Ein Quadratkilometer Bildung in Mannheim
Vom 20. bis 22. Juni 2018 trafen sich Schlüsselpersonen aus den Pädagogischen Werkstätten von Ein Quadratkilometer Bildung zur überregionalen Lernplattform in Mannheim.
Teilnehmende der Lernplattform (Foto: Andreas Henn)
Am ersten Abend tauschten sich die Teilnehmenden über aktuelle Entwicklungen an den bundesweit 10 Programmorten aus: Welche gemeinsamen pädagogischen Haltungen, Strategien und Inhalte entwickeln Beteiligte der jeweiligen Bildungsnetzwerke vor Ort, um die Bildungschancen für alle Kinder und Jugendlichen in einem durch Armut geprägten Quartier zu verbessern?
Am nächsten Morgen stand der Workshop „Mehrsprachigkeit – Schulentwicklung – Elternarbeit im Programm ‚Rucksack Schule‘“ auf dem Plan. Dr. Vesna Ilić und Maria Schmitz von der Universität Hamburg führten in aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu Mehrsprachigkeit ein und stellten jüngste Teilergebnisse der Evaluation des Sprachförderprogramms ‚Rucksack Schule‘ im Landkreis Unna vor.
Am Nachmittag besuchten die aus verschiedenen Bundesländern angereisten Praxisbegleiter*innen gemeinsam mit rund 40 anderen interessierten Gästen die Humboldt-Grundschule Mannheim im Stadtteil Neckarstadt-West. Vor neun Jahren wurde sie zur Schlüsselgrundschule von Ein Quadratkilometer Bildung Mannheim, eine gemeinsame Initiative der Freudenberg Stiftung, des Fachbereichs Bildung der Stadt Mannheim und des Staatlichen Schulamts Mannheim.
„Lesen heißt auf Wolken liegen“, sang der Schulchor, bevor Schulleiter Andreas Baudisch die Gäste zu einem zweistündigen Lernkarussell einlud, das Sema Aslan, Petra Hahn und Sengül Kardelen von der Pädagogischen Werkstatt Mannheim in der Sporthalle und auf mehreren Stockwerken des Schulgebäudes organisiert hatten. Das Leitziel von Ein Quadratkilometer Bildung Mannheim betrifft die Sprachbildung. Um die Sprachkompetenzen der Kinder zu verbessern und die Bildungschancen zu erhöhen, hat die Humboldt-Grundschule im Rahmen von Ein Quadratkilometer Bildung einen Arbeitskreis Sprache gegründet und ein Sprachbildungskonzept entwickelt. Die in diesem Konzept integrierten Maßnahmen und Aktivitäten konnten den Besucher*innen dank des großen Engagements aller Beteiligten eindrucksvoll präsentiert werden: sprachsensibler, individualisierter (Fach-)Unterricht; die systematische Förderung der Lesekompetenz u. a. durch Lesepat*innen, Theaterangebote, Leseecken und eine Bücherei; die Förderung der Sprachbildung in den Familien angeregt und unterstützt durch Elternbegleiterinnen; individuelle Sprachbegleitung im Elementarbereich durch Studierende der Hochschule Mannheim; Kooperationen zwischen Kitas und Schule zur besseren Gestaltung der Übergänge; frühe Literacyförderung in kooperierenden Kitas; Besuche in der Lernwerkstatt der Humboldt-Grundschule für Vorschüler*innen und nicht zuletzt ein Bewegungskonzept für die Grundschüler*innen mit Bildungspartnern im Sozialraum.
Im Abschlussplenum zeigte sich Hartwig Weik, Leiter des Staatlichen Schulamts Mannheim, begeistert: „Es ist mehr als das, was ich in der Theorie erwartet habe, es geht tiefer. Die Entwicklung ist genial.“ Heike Fleischmann, Abteilungsleiterin im Dezernat Bildung, Jugend und Gesundheit der Stadt Mannheim, betonte die Bedeutung langfristigen Engagements: „Gerade in den letzten drei Jahren der zurückliegenden neunjährigen Förderperiode hat sich noch einmal sehr viel bewegt“. „In Zeiten fragiler Sozialarchitektur in deutschen Städten“, so Andreas Freudenberg, Kuratoriumsvorsitzender der Freudenberg Stiftung, „ist die Schule die zentrale Institution, die Zusammenleben und Gemeinsamkeit erfahrbar machen kann. Wir brauchen eine Schule, die sich als offene Institution begreift, die sich ähnlich wie die Gesellschaft um sie herum wandelt und sich aktuellen Herausforderungen stellt.“
Die Humboldt-Grundschule Mannheim hat sich gemeinsam mit ihren Bildungspartnern im Sozialraum erfolgreich auf den Weg gemacht. Beteiligte und Verantwortliche im Raum waren sich einig, dass die positive Entwicklung nach Ablauf der regulären Programmförderung im nächsten Jahr auf keinen Fall abbrechen darf und vereinbarten, im Gespräch zu bleiben.
Sich wandelnde Bildungsinstitutionen forderte auch Prof. Dr. Lisa Rosen von der Universität zu Köln in ihrer Dinner Speech, zu der die Teilnehmenden der Lernplattform sich am Abend dann wieder in kleinerer Runde trafen. Anhand von beispielhaften Erfahrungen mehrsprachiger Kinder und Jugendlicher im deutschen Bildungssystem zeigte sie verschiedene Formen der Diskriminierung auf und machte deutlich, dass Mehrsprachigkeit bisher kaum als Ressource erkannt und geschätzt wird.
Der dritte Veranstaltungstag der überregionalen Lernplattform 2018 diente nochmals dem programminternen Austausch: Zunächst berichteten Teilnehmende des Praxiskollegs Ein Quadratkilometer Bildung über ihre sehr positiven Erfahrungen mit dem speziell für sie konzipierten Weiterbildungsangebot der Universität Hamburg. Die zweite Runde des Praxiskollegs mit dem Kernthema Sprachbildung startet im Dezember 2018 und stößt auf reges Interesse. Abschließend informierte Sascha Wenzel, Geschäftsführer der Freudenberg Stiftung, über verschiedene Szenarien von Verstetigung und Transfer in Ein Quadratkilometer Bildung.
Der vorliegende Artikel wurde von der Stiftung Ein Quadratkilometer Bildung zur Verfügung gestellt.
Teilnehmende und Organisator*innen des Lernkarussells (Foto: Andreas Henn)