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05 Oktober

Fotos aus Afghanistan – Ausstellung, Kurzfilme und Gespräch im COMMUNITYartCENTER

Am Freitag, 5. Oktober 2018 um 19.30 Uhr, eröffnete die Fotoausstellung „Hier und Dort – Aus der unsicheren Heimat Afghanistan in die unsichere Zukunft“ in den Räumen des
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05/10/2018

Fotos aus Afghanistan – Ausstellung, Kurzfilme und Gespräch im COMMUNITYartCENTER

Am Freitag, 5. Oktober 2018 um 19.30 Uhr, eröffnete die Fotoausstellung „Hier und Dort – Aus der unsicheren Heimat Afghanistan in die unsichere Zukunft“ in den Räumen des COMMUNITYartCENTERmannheim im Rahmen der einander Aktionstage. Aus der unsicheren Heimat „dort“ haben junge Fotograf*innen ihre Bilder geschickt. Gegenübergestellt werden Fotos von Geflüchteten aus Afghanistan mit Bildern aus Aufnahmeeinrichtungen in Mannheim und der Region, die ihr Warten „hier“ dokumentieren.
Foto: COMMUNITYartCENTERmannheim
Sharif Tavakuli, Initiator der Ausstellung, möchte mit den Bildern von „Hier und Dort“ vor allem auf gewaltsame Verstrickungen und Machtinteressen der afghanischen sowie europäischer Regierungen aufmerksam machen. Er selbst erläutert die Situation der dortigen Bevölkerung wie folgt: „Die ihnen oft aufgedrückte Opferrolle nehmen viele nicht so einfach hin. Die junge Generation möchte die Situation selbst in die Hand nehmen, geht auf die Straße und drückt ihren Protest aus“. Dieser Widerstand wird auch von einzelnen Fotograf*innen aufgegriffen: Sie zeigen Bilder von Demonstrationen gegen Gewalt und gegen die derzeitige afghanische Regierung. Die Menschen dort verstehen sich als Handelnde, die ihr Engagement für Demokratie und gegen Diskriminierung sichtbar machen wollen. Gezeigt wird der Alltag von Menschen, die dort wohnen und in ihrem Land aktiv sind. Daneben werden auch trauernde Menschen und spielende Kinder porträtiert. Die Situation in Afghanistan ist viel komplexer, als sie scheint und uns hier in den Medien vermittelt wird: So können Frauen vor allem in der Stadt selbstbestimmt auftreten, es gibt Fernsehsprecherinnen, aber es gibt auch Frauen auf dem Land, die kaum Bildungschancen und wenig Rechte haben.

Zum Auftakt der von Annette Dorothea Weber (künstlerische Leitung des CaCm) moderierten Veranstaltungsreihe wurde der ARD-Autor und Regisseur Martin Gerner mit zwei Kurzfilmen eingeladen. Die Besucher*innen sollten durch die zwei sehr unterschiedlichen Filmsequenzen einen Einblick in die Gegensätzlichkeiten des Alltagslebens der Menschen in Afghanistan erhalten.
Im anschließenden Gespräch zusammen mit Martin Gerner und dem Mannheimer Stadtrat Gerhard Fontagnier (Mannheim sagt JA! e.V.) wird immer wieder betont, dass das Leben in Afghanistan nach wie vor von Gewalt geprägt ist. Seit Jahrzehnten gibt es viele bewaffnete Konflikte und Kriege, wofür auch Europa mit verantwortlich ist. Ganze Volksgruppen - Tavakuli nennt hier immer wieder die Hazara, eine persischsprachige Gruppe in Afghanistan, die überwiegend der schiitischen Konfession angehören – werden unterdrückt. Die radikalislamischen Taliban und der „Islamische Staat“ (IS) verüben Terroranschläge und treiben Hundertausende Menschen innerhalb Afghanistans zur Flucht. Nach Europa fliehen Menschen aus Afghanistan mit der Hoffnung, hier verlässlich Schutz zu finden. „Täglich fragen wir uns, warum wir von diesen Ländern wieder in die Hölle zurückgeschickt werden sollen“, erklärt Tavakuli und spricht damit für viele Betroffene.
Aber Deutschland schiebt weiter abgelehnte Asylbewerber*innen ab und es wird, so Fontagnier, für die Stadt Mannheim im Zuge aktueller „Abschiebe-Debatten“ immer schwieriger, sich im Einzelfall doch noch erfolgreich gegen eine erzwungene Ausreise einsetzen zu können.

Für Tavakuli stand am Ende der Diskussion fest, jegliche finanzielle Unterstützung aus dem Ausland Afghanistan mehr schade als nütze. Das Geld wird oft nicht dafür eingesetzt, wofür es vorgesehen ist, und die Regierung nutzt die Förderung für ihre eigenen Machtinteressen aus. Er selbst plädiert dafür, dass sich andere Länder aus den Angelegenheiten der afghanischen Politik raushalten.

Die Ausstellung ist Montag bis Donnerstag von 10-17 Uhr geöffnet.

Am Freitag, 19. Oktober um 19.30 Uhr wird der Film „Generation Kunduz – Der Krieg der Anderen“ von Martin Gerner gezeigt. Er wird selbst anwesend sein und im Gespräch vertieft auf die aktuelle Lage in Afghanistan eingehen.

Die Finissage findet am 16. und 17. November 2018 im Rahmen der Lichtmeile statt. Am Freitag wird der Abend musikalisch begleitet von der Beyond Borders Band, am Samstag können zwei Kurzfilme von Martin Gerner angeschaut werden. Das COMMUNITYartCENTER ist an diesen Tagen ab 19 Uhr geöffnet.

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei!

Zusammen mit der Stadt Mannheim, der Heinrich-Vetter-Stiftung, der BT Spickschen Stiftung und den Open Society Foundations unterstützt die Freudenberg Stiftung das COMMUNITYartCENTERmannheim seit seiner Gründung im Jahr 2012.