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06/04/2020
"Gegen uns": Lebensgeschichten rassistisch angegriffener Menschen im Fokus
Am 6. April 1991 stirbt Jorge Gomondai in Dresden. Er wurde nur 28 Jahre alt. Neonazis hatten ihn wenige Tage vorher, in der Nacht zum Ostersonntag, in einer Straßenbahn rassistisch beleidigt, geschlagen, bedroht und dann aus der fahrenden Bahn gestoßen.
Jorge Gomondai ist das erste Todesopfer rassistischer Gewalt in Sachsen nach der Wiedervereinigung. Sein Tod hat nicht nur das Leben seiner Familie und Freund*innen, sondern vieler Menschen in Dresden tiefgreifend verändert.
Die neue Plattform
"Gegen uns" des
Verbands der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt e. V. (VBRG) und des Projekts "Support" der
RAA Sachsen will das Gedenken an den ehemaligen Vertragsarbeiter aus Mosambik und an weitere Menschen wachhalten, die aus rassistischen, antisemitischen und anderen rechten Motiven angegriffen wurden. Ihre Lebensgeschichten und die Erinnerungen von Menschen, die ihnen nahestanden, werden bis Herbst 2020 in unterschiedlichen Episoden im Mittelpunkt stehen. "Gegen uns" macht die Auswirkungen rassistischer Gewalt auf persönliche Leben und auf die ganze Gesellschaft deutlich.
Die Webdokumentation "Gegen uns: Betroffene im Gespräch über rechte Gewalt nach 1990 und die Verteidigung der solidarischen Gesellschaft" zum Mord an Jorge Gomondai bildet den Anfang des Projekts. Es folgen u. a. die Geschichten von Rashid aka Sonne Ra, einem Rapper aus Erfurt, der seit seiner Kindheit rassistische Gewalt erlebt und dies in seiner Musik verarbeitet, und von Marwa El-Sherbini, ermordet 2009 im Landgericht Dresden durch einen bekennenden NPD-Anhänger.
"Gegen uns" wird im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!", durch das Demokratiezentrum Sachsen und medico international finanziert. Die Freudenberg Stiftung hat die Gründung der RAA Sachsen mit initiiert und fördert sie seit 1993.