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28 April

Migration aus Afrika im Fokus: SVR-Jahresgutachten 2020

Migration aus Afrika ist mit besonders stereotypen und undifferenzierten Vorstellungen verbunden. Gleichzeitig wächst die weltpolitische Bedeutung des Kontinents. In seinem Jahresgutachten "Gemeinsam gestalten: Migration aus Afrika nach Europa" nimmt
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28/04/2020

Migration aus Afrika im Fokus: SVR-Jahresgutachten 2020

Migration aus Afrika ist mit besonders stereotypen und undifferenzierten Vorstellungen verbunden. Gleichzeitig wächst die weltpolitische Bedeutung des Kontinents. In seinem Jahresgutachten "Gemeinsam gestalten: Migration aus Afrika nach Europa" nimmt der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) Wanderbewegungen innerhalb Afrikas sowie aus Afrika nach Europa und Deutschland in den Blick und spricht politische Empfehlungen aus.
Das Thema Migration ist durch die Corona-Pandemie nur scheinbar in den Hintergrund getreten, vielmehr werden in der aktuellen Krise bestehende Herausforderungen in der Migrations- und Integrationspolitik wie unter einem Brennglas besonders deutlich, betonte Prof. Dr. Petra Bendel, Vorsitzende des SVR bei der Online-Pressekonferenz zur Vorstellung des neuen Jahresgutachtens.

Viele gängige Mythen um Migration aus Afrika halten nicht der Wahrheit stand. Zum Beispiel bleibt mehr als die Hälfte der afrikanischen Migrant*innen auf dem Kontinent, in Deutschland liegt der Anteil Zugewanderter aus afrikanischen Staaten an der Gesamtbevölkerung bei weniger als 1 %. Uganda, Sudan und Äthiopien gehören zu den wichtigsten Aufnahmeländern von Geflüchteten weltweit. Migrant*innen aus Afrika sind aber längst nicht nur Asylsuchende, sondern die Arten der Migration sind ebenso vielseitig wie die dahinterstehenden Motive. Auch bei Prognosen sei Vorsicht geboten: Demografische Entwicklungen wie ein starkes Bevölkerungswachstum in einigen afrikanischen Ländern erlauben allein keine zuverlässigen Voraussagen für künftige Migrationsbewegungen.

Der Fokus der EU in ihrer Asyl- und Migrationspolitik liege derzeit zu stark auf der Grenzkontrolle, kritisiert der SVR. Deutschland könne in der Zeit seiner EU-Ratspräsidentschaft hier eine Vorreiterrolle für neue Formen der Kooperation mit afrikanischen Staaten einnehmen. Konkret schlägt der SVR ein temporäres Arbeitsvisum gegen "Kaution" vor. Auf diese Weise sollen zirkuläre Migrationsbewegungen angeregt und die Entwicklung in den Herkunftsländern gefördert werden. In der Asylpolitik empfiehlt der SVR u. a. die humanitäre Versorgung von Geflüchteten in afrikanischen Staaten finanziell besser auszustatten, die Resettlement-Kontingente der EU-Staaten auszubauen sowie staatliche Missionen zur Seenotrettung auf europäischer Ebene einzusetzen.

Zusammenarbeit "auf Augenhöhe" sei gerade im Umgang mit Migration aus Afrika besonders geboten, betont der SVR. Dazu gehöre, viele unterschiedliche Akteur*innen, z. B. neben den Herkunfts- und Transitstaaten auch die afrikanische Diaspora, einzubeziehen und politische Entscheidungen auf Grundlage gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse zu treffen.

Zum Jahresgutachten hier



Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) ist eine Initiative der Stiftung Mercator, VolkswagenStiftung, Bertelsmann Stiftung, Freudenberg Stiftung, Robert Bosch Stiftung, Stifterverband und Vodafone Stiftung Deutschland. Das SVR-Jahresgutachten 2020 wird durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat gefördert.