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24 Juli

Oh wie Ostdeutschland - der Podcast

Die Zivilgesellschaft in Ostdeutschland steht unter Druck. In zwei neuen Podcast-Folgen geht der MDR-Journalist Bastian Wierzioch für die Initiative Zukunftslabor Ost im Gespräch mit demokratiefördernden Akteur*innen vor Ort Handlungsbedarfen und
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24/07/2020

Oh wie Ostdeutschland - der Podcast




Die Zivilgesellschaft in Ostdeutschland steht unter Druck. In zwei neuen Podcast-Folgen geht der MDR-Journalist Bastian Wierzioch für die Initiative Zukunftslabor Ost im Gespräch mit demokratiefördernden Akteur*innen vor Ort Handlungsbedarfen und Handlungsmöglichkeiten auf die Spur.
Gegenwind ist nichts Neues für den Treibhaus e. V. in Döbeln, eine knappe Autostunde südöstlich von Leipzig. Die Arbeit des soziokulturellen Zentrums, das mit einem klar antirassistischen und antifaschistischen Grundverständnis vielfältige Aktivitäten wie eine Fahrradwerkstatt, ein Nähcafé, Lesungen, Konzerte und Migrationsberatung anbietet, wurde immer wieder aus der Stadtgesellschaft heraus in Frage gestellt. Mit der AfD im Kreistag gewannen die Anfeindungen eine neue strategische Dimension. Das Ziel: Die öffentliche Diffamierung des Vereins als "linksextremistisches" Zentrum. Gehör findet sie damit auch abseits der eigenen Reihen: Fotos von Aufklebern mit Symbolen der Antifa in einem von Treibhaus e. V. betriebenen Café reichten aus, dass der CDU-regierte Landtag seine Förderung für 2020 vorübergehend zurückzog.

Diffamierung und Finanzlücken

Längst nicht nur Freunde hat auch das "Dorf der Jugend" im sächsischen Grimma. Das Projekt will eine alternative Form der Jugendbeteiligung ermöglichen, hat unter anderem eine Skateboardbahn, eine Freilichtbühne, einen Gemüsegarten und eine Bar. Bei vielen Anwohner*innen gilt das "Dorf der Jugend" jedoch als das "linksautonome Zentrum" und muss als Sündenbock herhalten, wenn es in der Stadt zu Problemen mit Graffitis oder Drogen kommt. Auch das "Dorf der Jugend" hat mit einer äußerst prekären finanziellen Situation zu kämpfen – ein Teufelskreis, denn die an sich aussichtsreiche Beantragung von Land- und Bundesmitteln ist derart aufwändig, dass sie von der einzigen, in Teilzeit angestellten Sozialarbeiterin nicht gestemmt werden kann. Aber auch an ideeller Unterstützung und Wertschätzung seitens der Stadtspitze mangelt es.

Was tun?

Was hilft gegen die Verleumdungen und Gewalt von rechts? Nicht aufhören in die Öffentlichkeit zu tragen, was tatsächlich gemacht wird und so Vorwürfe entkräften, sagt Judith Schilling von Treibhaus e. V., aber auch ein starker Zusammenhalt im Team und ein breites Netzwerk an Unterstützer- und Berater*innen. Großen Handlungsbedarf sieht Schilling mit Blick auf die Unsicherheit und Wissenslücken vieler Behörden.
Bei Gewalt und Straftaten empfiehlt Solvejg Höppner vom Kulturbüro Sachsen, das demokratische Vereine und Initiativen berät, Beweise zu sammeln und Anzeige zu erstatten, aber auch über Öffentlichkeitsarbeit eine Solidarisierung innerhalb der Stadtgesellschaft zu erwirken. Zumindest was das Finanzielle betrifft, könnten Stiftungen helfen, die oft unsicheren und unzureichenden Förderungen von Stadt und Land auszugleichen und z. B. den notwenigen Eigenanteil zu stellen.

Zu beiden Podcasts geht es hier


Das Zukunftslabor Ost ist eine gemeinsame Initiative der Cellex Stiftung, Freudenberg Stiftung und den RAA Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern mit dem Ziel, langfristige Partnerschaften für nachhaltiges demokratisches Engagement in Ostdeutschland zu stärken und zu entwickeln.