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25 April

"Leben im Madhouse": ARD-Film über Alexander Diepold und seinen Einsatz für Sinti*ze und Rom*nja

Alexander Diepold gründete das "Madhouse" in München als eine Wohneinrichtung für Jugendliche. Selbst in den 1960er Jahren als Heimkind schwer gedemütigt, wollte
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25/04/2021

"Leben im Madhouse": ARD-Film über Alexander Diepold und seinen Einsatz für Sinti*ze und Rom*nja

Alexander Diepold gründete das "Madhouse" in München als eine Wohneinrichtung für Jugendliche. Selbst in den 1960er Jahren als Heimkind schwer gedemütigt, wollte Alexander Diepold die Jugendlichen aufnehmen, die "sonst niemand wollte". Als er eher zufällig von seiner eigenen Sinti-Herkunft erfährt, weitet er das Betreuungs- und Beratungsangebot von "Madhouse" gezielt auf Sinti- und Roma-Familien aus. Seine bewegende Geschichte erzählt er im Film "Leben im Madhouse" von Jutta Neupert in der ARD-Reihe "Echtes Leben".
Foto: BR/ARD-alpha
"Madhouse ist Alexander Diepold und wo Alexander Diepold ist, dort ist Madhouse", heißt es im Film. Dass er die Einrichtung gegründet hat, liegt auch an seiner eigenen Lebensgeschichte. Entstanden aus einer Kleinsteinrichtung für Jugendliche, bietet "Madhouse" in München heute überregionale ambulante Erziehungshilfen und Beratung für Sinti*ze und Rom*nja. Aber auch in seiner eigenen Familie im schwäbischen Medlingen leben Alexander Diepold und seine Frau Maria mit ihren eigenen und vier Pflegekindern wie in einer großen Familie zusammen.

Als Kind in Heimen zunächst schwersten Demütigungen und Grausamkeiten ausgesetzt, war er später in Obhut einer Ordensschwester, die ihm mit ihrer Liebe gegenüber den Kindern zum Vorbild wurde. Mit nur 18 Jahren leitete er selbst eine erste Wohngruppe. Das Projekt wuchs, 1987 entstand "Madhouse". Erst einige Jahre später, als dort zufällig Kinder aus Sinti-Familien betreut wurden, stieß Alexander Diepold auf seine eigene Familiengeschichte: Seine Mutter war Sintezza und sein Vater, den er nie kennengelernt hatte, als Sinto nach Auschwitz deportiert worden.

Nach langem Überlegen, wie er mit seiner Herkunft umgehen soll, entschied er sich, fortan als Vorbild für die Rechte von Sinti*ze und Rom*nja einzutreten und weitete das Betreuungsangebot von "Madhouse" gezielt für Familien aus der Minderheit aus. Heute kümmert sich die Einrichtung um fast 400 Sinti- und Roma-Familien und hat deren Beratung in München zu einer festen Institution gemacht.

Alexander Diepold ist seit 2019 auch Geschäftsführer der Hildegard Lagrenne Stiftung, die u. a. mit Schulmediation und Stipendienprogrammen die Bildungschancen von Sinti*ze und Rom*nja fördert. Auch politische Aufklärungsarbeit treibt Diepold voran. Sein Einsatz hat zum Beispiel bewirkt, dass die Kirche - erst vor wenigen Jahren - in Deutschland das Z-Wort aus ihrem offiziellen Vokabular strich. Er koordiniert den Widerstand gegen die Beschädigung des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas aufgrund des geplanten S-Bahn-Ausbaus in Berlin und setzt sich für eine aktive Erinnerungsarbeit in München ein, um "für eine gerechte Teilhabe von Sinti und Roma an unser aller Leben zu kämpfen."

Zum Film in der Mediathek BR/ARD-alpha hier


Die Freudenberg Stiftung setzt sich schon seit den 1980er-Jahren schwerpunktmäßig für die gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe von Sinti*ze und Rom*nja ein. Neben anderen Selbstorganisationen der Minderheit fördert die Freudenberg Stiftung die Hildegard Lagrenne Stiftung seit deren Gründung.