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21 Mai

CIVIS Medienpreis 2021: Rice and Shine Hamburg 1980 gewinnt Top Award

Der Podcast "Rice and Shine Hamburg 1980" von Minh Thu Tran und Vanessa Vu, der den rechtsradikalen Brandanschlag auf eine Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in Hamburg 1980 mit zwei vietnamesischen Todesopfern rekonstruiert, gewinnt den
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21/05/2021

CIVIS Medienpreis 2021: Rice and Shine Hamburg 1980 gewinnt Top Award

Der Podcast "Rice and Shine Hamburg 1980" von Minh Thu Tran und Vanessa Vu, der den rechtsradikalen Brandanschlag auf eine Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in Hamburg 1980 mit zwei vietnamesischen Todesopfern rekonstruiert, gewinnt den diesjährigen CIVIS Top Award. Ausgezeichnet wurden bei der Verleihung des CIVIS Medienpreises am 21. Mai 2021 wieder herausragende Programmleistungen im Radio, TV und Internet, die das friedliche Zusammenleben in der europäischen Einwanderungsgesellschaft fördern. Die Aufzeichnung der Preisverleihung ist in der ARD-Mediathek verfügbar und wird von ARD, tagesschau24, WDR, ORF, rbb und 3sat im TV übertragen.
CIVIS Medienstiftung / WDR (Dirk Borm)
Obwohl der Brandanschlag auf eine Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in Hamburg im Jahr 1980, bei dem zwei junge Männer aus Vietnam starben, der erste dokumentierte rassistische Mord in der Bundesrepublik war und die Attentäter als Vorläufer des NSU gelten, hat die Tat im öffentlichen Bewusstsein nie eine große Rolle gespielt.

In ihrem Podcast "Rice and Shine Hamburg 1980" haben Minh Thu Tran und Vanessa Vu die Tat nun neu aufgearbeitet. Entstanden ist ein "akustisches Mahnmal" und ein "beeindruckendes Beispiel dafür, wie akribisch, aufklärend und packend man Vergangenes erzählen kann und wie lebendig es dadurch auch wieder wird", so Laudatorin Dunja Hayali. Von einer sehr emotionalen, jahrelangen Recherche berichteten die beiden Autorinnen. Das Gedenken an die Opfer werde von den Behörden aktiv blockiert, die Mutter einer der beiden Männer lebe heute völlig verarmt am Hamburger Stadtrand, konnte ihren Schmerz nie aufarbeiten. Deren Wunsch, dass ihr Sohn nicht vergessen werde, war die größte Motivation für Minh Thu Tran und Vanessa Vu. Das Preisgeld spenden sie an eine Gedenkinitiative für die beiden Opfer.

Fast 800 Einreichungen aus 20 Ländern

Fast 800 Beiträge aus 20 EU-Ländern und der Schweiz bewarben sich in diesem Jahr um den CIVIS Medienpreis. Ausgezeichnet wurde in den Bereichen Video, Audio, Young CIVIS und Cinema in insgesamt acht Kategorien.

Der Young C für Filmemacher*innen unter 33 Jahre ging an den Kurzfilm "Seepferdchen". Er erzählt die Geschichte der jungen Jesidin Hannan, die nicht schwimmen konnte, als sie mit ihrer Familie im Schlauchboot über das Mittelmeer flüchtete, und sich heute ihrer Angst und ihren Erinnerungen stellt, indem sie selbst ihrem Bruder und anderen Kindern das Schwimmen beibringt.

Den CIVIS Video Award/Information gewann die Dokumentation ProSieben Spezial. Rechts. Deutsch. Radikal, die uns "Deutschlands hässlichste Seite" und die vielen Facetten der rechten Szene zeigt und dabei ihren oft bürgerlichen Anstrich entlarvt.

Um eine vermeintlich harmlose Geste, die aber eine "absolute Grenzüberschreitung" und eine Form von Alltagsrassismus darstellt, geht es im Straßenexperiment "Darf ich dir in die Haare fassen?", Gewinner in der Kategorie Social Media Formate. Die Macher*innen drehen die Frage, die viele schwarze Menschen in Deutschland tagtäglich zu hören bekommen, einfach um – "ernsthaft und ironisch, ohne erhobenen Zeigefinger".

Im österreichischen Weikendorf ist die Aufregung groß, als eine palästinensische Familie ein Haus im Ort kaufen will. Die Reportage "Willkommen in Weikendorf" (Audio/lange Programme) zeigt die sehr unterschiedlichen Perspektiven der Dorfbewohner*innen und überlässt es den Zuschauer*innen, ihre eigene Meinung zu bilden. Der Fall hätte in jedem Dorf in Österreich so passieren können, sagt Autorin/Regisseurin Claudia Gschweitl.

In der Kategorie Audio/kurze Programme gewinnt "Der Morgen: Uns bleiben nur die Worte", eine Geschichte zweier Väter, die der Terroranschlag im Pariser Konzertsaal Bataclan 2015 zusammenbrachte – der Sohn des einen war einer der Attentäter, die Tochter des anderen ein Anschlagsopfer. Gemeinsam sprechen die beiden heute in Schulen darüber, dass Hass keine Lösung darstellt, und "graben den Terroristen damit das Wasser ab".

Wie schon in den Vorjahren entschied über den CINEMA Award wieder das Publikum. Das Online-Voting gewann das Drama Futur Drei, das sich mit der Lebenswelt eines queeren geflüchteten Heranwachsenden auseinandersetzt, einem bislang im Film wenig beachteten Thema – dabei aber kein "Problemfilm" sein will, sondern authentisch vom Leben junger Menschen und ihren Utopien erzählt.

Besonders erwähnenswert an dem "humorvoll und beeindruckend erzählten" Fernsehfilm "Herren", der mit dem CIVIS Video Award/Unterhaltung ausgezeichnet wurde, ist die Tatsache, dass alle Schauspieler*innen schwarz sind, hob Laudatorin Annette Frier hervor. Dies hat es zuvor in der ARD-Primetime – der Film wurde im Februar dieses Jahres um 20:35 Uhr ausgestrahlt – so nicht gegeben.

"Medien in der Einwanderungsgesellschaft haben einen enorm wichtigen Job", betonte Moderator Jaafar Abdul Karim, der im letzten Jahr selbst eine lobende Erwähnung der CIVIS-Jury erhielt. "Wie sie berichten, hat einen Einfluss darauf, wie das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher Menschen funktioniert." In diesem Sinne gratuliert die Freudenberg Stiftung allen Preisträger*innen und Nominierten für ihre wichtigen Beiträge und dankt der CIVIS Medienstiftung dafür, dass sie mit der Auszeichnung Medienschaffende und Rundfunkanstalten ermutigt, sich qualitätsvoll und kreativ mit den Themen Migration und Flucht, kulturelle Vielfalt und Demokratie auseinanderzusetzen.

Zur Preisverleihung und weiteren Infos zum CIVIS Medienpreis hier


Der vorliegende Artikel ist ein Bericht der Freudenberg Stiftung. Die Freudenberg Stiftung gründete gemeinsam mit der ARD, vertreten durch den WDR, die CIVIS Medienstiftung und ist bis heute Gesellschafterin und Förderpartnerin.