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20.06.2018
Deep Impact – Wirkung quergedacht
„Impact“ ist in den letzten Jahren zu einem geradezu magischen Begriff der Stiftungs- und Social-Entrepreneurshipszene avanciert. Die mit ihm verbundene Hoffnung, in Projekten „Impact“ entsprechend vorgängiger Erwartungen produzieren, nachweisen und kommunizieren zu können, übt auf viele in diesem Bereich eine Anziehungskraft aus. Und durch einflussreiche Akteure wird das Thema zu einem „must have“ stilisiert. Dabei geht es um die Diskurshoheit zur Umsetzung eines Leitbilds – und um Einnahmequellen.
Es begann ganz schlicht mit der Einführung des Begriffs „Impact“ in die einschlägigen Diskurse. Impact war einigen Akteuren bald nicht genug und so kam die Bedeutungssteigerung „Social Impact“ und „Collective Impact“ ins Spiel, um dann vom „Global Impact“ überholt zu werden. In nicht allzu ferner Zukunft dürfte der „Universal Impact“ dazukommen. So geht es vermutlich einigen mit der Steigerung der Begrifflichkeit um die Steigerung von Bedeutsamkeit und Renommee. Anderen dagegen geht es vielleicht doch ganz unprätentiös um steuerungsrelevante Information für zukünftiges Handeln.
Jenseits der Motivlage gilt es die Frage zu stellen, ob der Begriff halten kann, was er verspricht. Hält man sich an die sprachliche Herkunft, bedeutet Wirkung „Einfluss, erzielte Veränderung, Effekt“ (Duden). In dieser Allgemeinheit lässt sich in Abwandlung von Watzlawick formulieren: „Man kann in einer Welt von Wechselwirkungen nicht nicht wirken.“ Können wir von da aus Wirkungen als von Ursachen bedingte Effekte herausschälen und bestimmten Einflussgrößen zuordnen, wenn wir es mit komplexen Wirkgefügen von Einwirkungen, Nebenwirkungen, Rückwirkungen, Auswirkungen etc. zu tun haben? Korrelationen lassen sich immer finden zwischen allem, was messend in den Blick genommen wird, wenn wir davon ausgehen, dass man nicht nicht wirken kann. Diese Korrelationen sind vielleicht sogar richtig – aber sie können auch völlig falsch sein. Niemand kann das entscheiden, auch nicht die Erheber (oder Erfinder) dieser Daten. Denn immer sind alternative Interpretationen möglich und meist gibt es noch einige, an die man nicht einmal gedacht hat.
Um das Spiel der Begriffszusätze mitzuspielen, hier ein weiterer Vorschlag: „Deep Impact“. Vielen ist dieser Begriff durch den gleichlautenden Filmtitel bekannt. Im Film wird die Menschheit durch einen auf die Erde zurasenden Kometen bedroht. Ein Teilstück stürzt auf die Erde und richtet erheblichen Schaden an. Die ganz große Katastrophe kann aber abgewendet werden. Ob, assoziativ an den Filmtitel anknüpfend, „Deep Impact“ als Leitkonzept durch die Stiftungs- und Social-Entrepreneurshipszene einmal losgetreten ein zerstörerischer Komet wäre, von dem die durch Förderung begünstigten Anliegen schließlich in der Fixierung auf ihre Tiefenwirkung einer zerstörerischen Kraft ausgesetzt wären – oder ob er ein faszinierender Nordstern sein kann, der für innovative Ideen zur Verbreitung beiträgt, mögen andere für sich beurteilen. Aber bevor jemand auf die Idee kommt und „Deep Impact“ postuliert, sollte das bedacht werden!
Dr. Karl-Heinz Imhäuser, Carl Richard Montag Förderstiftung