Premiere des Klassenzimmerstücks "Was machen wir mit unserem TraumA?"
Was machen wir mit unserem TraumA? erzählt die wahre Geschichte der aus Bosnien stammenden und heute in Mannheim arbeitenden Journalistin Ena Adamaralovic. Das Trauma ihrer Kindheit begleitet sie bis heute und steht stellvertretend für unzählige
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06/04/2016
Premiere des Klassenzimmerstücks "Was machen wir mit unserem TraumA?"
Was machen wir mit unserem TraumA?
erzählt die wahre Geschichte der aus Bosnien stammenden und heute in Mannheim arbeitenden Journalistin Ena Adamaralovic. Das Trauma ihrer Kindheit begleitet sie bis heute und steht stellvertretend für unzählige Kriegs- und Fluchtgeschichten. Etwa 100.000 Menschen wurden im Bosnienkrieg getötet, rund zwei Millionen innerhalb des Landes vertrieben. Viele flohen – auch nach Deutschland. Vor rund 20 Jahre wurden die Kriegshandlungen mit den Daytoner Vertrag beendet.
Das COMMUNITYartCENTERmannheim (CaCm) hat die Theaterinstallation nun auch für Klassenzimmer konzipiert. In der Justus-von-Liebig-Schule in Mannheim wurde das Stück erstmals gezeigt. Das CaCm ließ Enas Geschichte für die Schüler*innen leibhaftig werden. Der Regisseurin Annette Dorothea Weber gelingt es, in der präzise durchgearbeiteten Inszenierung biografische Erzählung und politischen Kontext in einem rhythmischen Gesamtkunstwerk erfahrbar zu machen. Die Musik dazu von Mike Rausch unterstreicht das sich wandelnde Lebensgefühl der neunjährigen Ena, deren unbeschwerte Kindheit jäh endet. Die Einspielungen der Videojournalistin Mosjkan Ehrari nehmen die Zuschauer*innen in die Träumereien mit, in die sich Ena flüchtet, je schwerer das Überleben wird. Ein Schleuser sortiert anfangs einzelne Schüler*innen aus und bindet ihnen nach Kontrolle ihrer am Eingang ausgeteilten "Pässe" eine weiße Armbinde um. Die aussortierten Schüler*innen werden in das zum Theaterraum umfunktionierte Klassenzimmer gebracht. Das unglaublich intensive Spiel von Caroline Betz beginnt. Sie wird von der ersten Sekunde an zu Ena. Ihrem Schmerz, ihrer Wut und Verzweiflung darüber, was Menschen Menschen antun können, kann sich keine Schülerin, kein Schüler entziehen. Dass Nachbarn im Krieg zu Mördern wurden und dass ihr Vater, der Held ihrer Kindertage, verschleppt und getötet wurde, bleibt unfassbar. Und was tat die internationale Gemeinschaft? Warum haben UN-Blauhelme nicht das Morden mitten in Europa vor ihren Augen verhindert? "Ich schäme mich, dieser Regierung anzugehören" - mit dieser Formulierung trat damals der CDU-Minister Schwarz-Schilling zurück. Die eingeblendeten Sequenzen des für dieses Stück geführten Interviews mit dem Ausnahmepolitiker holen die politische Verantwortung und einen klaren ethischen Kompass für Solidarität in den Raum. Ena kann mit ihrer Mutter und ihrem Bruder nach den qualvollen Tagen im Konzentrationslager fliehen, zunächst nach Österreich und dann nach Deutschland. Heute ist sie mitten in Mannheim, mit ihrem Trauma. Ihre Geschichte ist eine Warnung vor dem tödlichen Gift des Nationalismus. "Mir hat es voll krass gefallen und ich hatte voll krass Gänsehaut", kam einer der Schüler auf die Schauspielerin zu. Bislang haben fünf Berufschulklassen das Stück gesehen - weitere Aufführungen in allgemeinbildenden Schulen folgen.Zum Bericht der Schulvorstellung auf der Website der Justus-von-Liebig-Schule geht es HIER.Einen Einblick bietet der Trailer von Was machen wir mit unserem TraumA?HIER.Fotos: Alva Hasch