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23. Mai

CIVIS Medienpreis 2019

"Die Würde des Menschen ist unantastbar" war anlässlich des Jubiläums des deutschen Grundgesetzes das Motto der 32. CIVIS Preisverleihung am 23.05.2019. Wie in jedem Jahr fand die Preisverleihung im Auswärtigen Amt in Berlin statt und zeichnete
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23.05.2019

CIVIS Medienpreis 2019

"Die Würde des Menschen ist unantastbar" war anlässlich des Jubiläums des deutschen Grundgesetzes das Motto der 32. CIVIS Preisverleihung am 23.05.2019. Wie in jedem Jahr fand die Preisverleihung im Auswärtigen Amt in Berlin statt und zeichnete herausragende Programmleistungen aus den Bereichen Radio, Film, Fernsehen und Internet aus, die das friedliche Zusammenleben in den europäischen Einwanderungsgesellschaften fördern.
Foto: CIVIS/Oliver Ziebe
Die "beste Geburtstagsparty" anlässlich des 70. Jahrestags des deutschen Grundgesetzes laut Siham El-Maimouni, die im Team mit Pinar Atalay, Cherno Jobatey und Reiner Reitsamer moderierte, hatte ein ernstes Anliegen. Der CIVIS Medienpreis will Journalist*innen dazu ermutigen, für kulturelle Vielfalt und Integration einzutreten und neue Perspektiven auf die Themen Migration und Flucht aufzuzeigen. Medienbeiträge, die auf profunder Recherche basieren, demokratische Werte und komplexe Inhalte vermitteln und gleichzeitig Interesse wecken oder Spaß machen, sind derzeit ein hohes Gut. Die Affäre Stracher in Österreich hat gerade erst vor Augen geführt, wie sehr freie Medien durch Rechtspopulist*innen unter Beschuss stehen – aber dadurch auch, wie bedeutsam die Rolle von Medien für Meinungsbildung und gesellschaftliches Klima ist. Antidemokratische Angriffe richten sich zuerst gegen Medien und einzelne Personen, warnte der Generalsekretär des ORF, Dr. Alexander Wrabetz, gemeint sind aber eigentlich die Institutionen, die Schritt für Schritt ausgehöhlt werden sollen.

14 Auszeichnungen in 6 Bereichen

"Ein besonderer Preis in besonderen Zeiten" (Michael Radix) also, der an insgesamt 13 Beiträge unter Beisein prominenter Gäste aus Politik, Sport und Medien verliehen wurde. Eingereicht wurden insgesamt 767 Programme aus 22 EU-Ländern und der Schweiz. Antisemitismus und Rechtsextremismus waren dabei die großen Themen im CIVIS Wettbewerb 2019 – neben Migration und Integration, Flucht und Asyl.

YOUNG C: Der Nachwuchspreis ging an den Kurzfilm "Kippa" von Lukas Nathrath, basierend auf dem im letzten Jahr für Schlagzeilen sorgenden Fall antisemitischen Mobbings eines jüdischen Schülers in Berlin.
CIVIS TV.VIDEO Information: Der Dokumentarfilm "Das kleine Fernsehspiel – Als Paul über das Meer kam" von Jakob Preuss erzählt nicht nur die Geschichte von Flucht und Ankommen des jungen Kameruners Paul, sondern reflektiert vor allem auch die Beziehung von Protagonist und Filmemacher sowie Rollenkonflikte zwischen journalistischer Distanz und aktiver Hilfeleistung.
CIVIS TV.VIDEO Unterhaltung (I): "Krieg der Träume", eine fiktionale Serie, nimmt eine historische Perspektive ein und handelt von den Hoffnungen, Träumen und politischen Visionen der Menschen in der Zwischenkriegszeit des 20. Jahrhunderts.
CIVIS TV.VIDEO Unterhaltung (II): "Boomerang", ein Fernsehfilm von Jacqueline Surchat und Nicole Borgeat, ist eine Komödie mit ernstem Hintergrund, in der sich ein Rechtspopulist und eine Asylbewerberin plötzlich im falschen Körper wiederfinden und so gezwungen sind, sich mit ihrer Identität – und ihren Vorurteilen – auseinanderzusetzen.
CIVIS TV.VIDEO Magazinbeiträge: Die Reportage "Flüchtlingsretter in den Alpen" wirft den Blick auf einen weitgehend unbeachteten Fluchtabschnitt, die Überquerung der Alpenpässe, wo sich insbesondere im Winter unzählige menschliche Katastrophen abspielen. Viele Bergdorfbewohner*innen helfen – ungeachtet, dass sie sich so nach geltendem EU-Recht selbst strafbar machen. "[Sie] stehen für ein nicht ausgrenzendes humanistisches Menschenbild", begründet die Jury ihre Auszeichnung des Beitrags, in dem "Menschlichkeit und Grausamkeit […] in enormer Verdichtung aufeinandertreffen".
CIVIS AUDIO kurz: Das Interview "Wie ein Gefängnis – eine Schande für Österreich" über eine Unterkunft für auffällige, unbegleitete Minderjährige mit negativem Asylbescheid bewirkte die sofortige Schließung des betreffenden Asylquartiers.
CIVIS AUDIO lang: Im Feature "Bella Palanka – Abgeschoben ins serbische Nirgendwo" begleitet die Autorin Johanna Bentz den straffällig gewordenen jungen Asylsuchenden Emrah Gradina, der sich nach 22 Jahren in Deutschland in einem ihm unbekannten Land ein neues Leben aufbauen muss.
CIVIS DIGITAL WEBANGEBOT: Die Visual Story im Digitalen Spiegel "Festung Osteuropa: Der letzte Gegner" thematisiert die Situation an der osteuropäischen Außengrenze im Herbst 2018 aus verschiedenen Perspektiven – die der Menschen, die dort leben und arbeiten, die die Grenze verteidigen und die sie überwinden wollen.
CIVIS DIGITAL WEBVIDEO: Zum widerholten Mal ausgezeichnet wurde ein Beitrag des Formats "Jäger & Sammler" im ZDF/ARD-Angebot funk, dieses Jahr "Stadt. Land. Heimat.": Host Tarik Tesfu reist von Bayern bis Mecklenburg und findet in zahlreichen Gesprächen heraus, dass "Heimat" für Menschen ganz unterschiedliche Bedeutungen hat, aber eigentlich kein Ministerium braucht.
SPECIAL PRIZE – FUSSBALL + INTEGRATION: Prämiert wurden die Dokumentation "Zlatan: For Sweden – with the times", das Feature "Ein Rom träumt von der Champions League – die ungarische Fußball-Legende Istvan Mezei" sowie für die Webvideos "Scoring Girls" und "WUMMS: Monsters of Kreisklasse: Religionen". Das Sport- und Integrationsprojekt für jesidische, muslimische und christliche Mädchen "Scoring Girls" will "althergebrachte Frauenbilder in die Tonne kicken" und das Satire-Video "WUMMS" die "maßlose Überhöhung" des Fußballs aufs Korn nehmen.
CIVIS CINEMA: Der Publikumspreis ging an den österreichisch-deutschen Spielfilm "Der Trafikant" von Nikolaus Leytner über die Freundschaft zwischen dem jungen Franz Huchel und dem weltbekannten Psychoanalytiker Sigmund Freud kurz vor Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland.

Auch dank CIVIS lässt sich mit Blick auf die vergangenen Jahrzehnte durchaus eine positive Entwicklung im medialen Diskurs über Einwanderung und Vielfalt erkennen, führt man sich die lange Zeit vorherrschende monokulturelle Perspektive auf "Integration" vor Augen, betonte Andreas Freudenberg, Vorsitzender des Kuratoriums der Freudenberg Stiftung. Dennoch: Es gibt noch einiges aufzuholen in der Medienlandschaft in Sachen Diversität – der Prozess der kontinuierlichen Weiterentwicklung und Selbstaufklärung des Journalismus ist noch längst nicht abgeschlossen.

Alle Nominierungen und Preisträger mit Trailer und Jurybegründungen finden Sie hier

Der vorliegende Artikel ist ein Bericht der Freudenberg Stiftung. Die Freudenberg Stiftung gründete gemeinsam mit der ARD, vertreten durch den WDR, die CIVIS Medienstiftung und ist bis heute Förderpartnerin.