"Nicht Pech, Unrecht": Der Rat für Migration zu den radikal unterschiedlichen Auswirkungen des Corona-Virus
Sars-CoV-2 trifft alle Menschen gleich, ungeachtet von Herkunft, Status, Bildung. Gerade dadurch aber bringt das Virus brutaler als nie zuvor soziale Ungleichheiten zum
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14.04.2020
"Nicht Pech, Unrecht": Der Rat für Migration zu den radikal unterschiedlichen Auswirkungen des Corona-Virus
Sars-CoV-2 trifft alle Menschen gleich, ungeachtet von Herkunft, Status, Bildung. Gerade dadurch aber bringt das Virus brutaler als nie zuvor soziale Ungleichheiten zum Vorschein, schreiben die Vorsitzenden des Rats für Migration, Prof. Dr. Yasemin Karakaşoğlu und Prof. Dr. Paul Mecheril, in ihrer Stellungnahme.
Sars-CoV-2 schafft etwas Erstaunliches: Vermutlich erstmals in der Menschheitsgeschichte wird die abstrakte Gleichheit der Menschen zu einer konkreten Gleichheit. Nahezu alle Menschen auf dem Planeten sind von dem Virus "faktisch und imaginär bedroht".Unsere - vom globalen Norden maßgeblich mitbestimmten - (welt-)gesellschaftlichen Ordnungen bewirken aber, dass die Ressourcen zu einem Leben schützenden und Leben rettenden Umgang mit dem Corona-Virus höchst ungleich verteilt sind und somit, dass die potenzielle Erfahrung der Gleichheit radikal ins Gegenteil verkehrt wird. Damit sind nicht individuelle Immunstärken gemeint (die oft auch eine soziale Geschichte haben), sondern vor allem der Zugang zu Nahrung, Wasser und Wohnraum, aber auch zu Informationen und Medien oder das Wissen um sichere Zukunftsperspektiven. Wird der Lockdown von den einen als eine willkommene "Entschleunigung" ihres normalerweise hektischen Alltags erlebt, bedeutet er für viele andere eine reelle Bedrohung ihrer Existenz. Betroffen sind vor allem Menschen an den Orten und Plätzen, "an denen die (welt)gesellschaftlich Unerwünschten und Überflüssigen untergebracht sind".Spätestens, wenn das Schlimmste vorüber ist aber müssen wir, "die wir überlebt haben werden", uns fragen, "wie wir damit umgehen und welche Lehren wir aus dem Umstand ziehen, nicht zufällig überlebt zu haben", appellieren die Vorsitzenden. Wir, die wir "der Vernunft verpflichtet sind und an die Universalität der Menschenwürde glauben, [sind aufgerufen], eine andere ökonomische, ökologische, soziale (Welt-)Ordnung [mitzugestalten], in der die allgemeine Gleichheit des Menschen in Strukturen und Praktiken globaler Solidarität konkret wird."Zur Stellungnahme hierDie Freudenberg Stiftung unterstützt den Rat für Migration seit seiner Gründung 1998. Der Rat für Migration ist Träger des Mediendienst Integration, einer Informations-Plattform für Medienschaffende zu den Themen Migration, Integration und Asyl in Deutschland.